Begabungen sind immer

Möglichkeiten zur Leistung , unumgängliche Vorbedingungen,

sie bedeuten jedoch nicht Leistung selbst.

William Stern

deutscher Psychologe, 1916

Was verstehen die Hector Kinderakademien unter Hochbegabung?

Im Programm der Hector Kinderakademien werden alle Kinder als besonders begabt oder hochbegabt angesehen, die über ein weit überdurchschnittliches Potenzial im kognitiven und/oder schöpferischen Bereich verfügen. Darüber hinaus sind ein hohes allgemeines oder besonderes Interesse in einem bestimmten Bereich charakteristisch für besonders begabte Kinder.

Was ist Hochbegabung?

Hochbegabung wird sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis unterschiedlich definiert. Das Programm Hector Kinderakademien orientiert sich in seinem Verständnis von besonderer Begabung und Hochbegabung an der Definition der Bildungsforscher:innen Rena Subotnik, Paula Olszewski-Kubilius und Frank Worrell. Danach bedeutet Begabung zunächst ganz allgemein das leistungsbezogene Entwicklungspotenzial eines Kindes. Bei einem besonders hohen Potenzial in einem oder mehreren Bereichen, spricht man von Hochbegabung.

Dieses hohe Potenzial kann sich in außergewöhnlichen Leistungen widerspiegeln – muss es aber nicht. Im Allgemeinen wird von einem Entwicklungsprozess ausgegangen: Nur wenn den Kindern genügend Lerngelegenheiten zur Verfügung stehen und sie eine angemessene Unterstützung durch ihr Umfeld erfahren, können aus hohem Potenzial auch herausragende Leistungen werden.

Hochbegabung ist damit keine statische Eigenschaft, die immer die gleiche Ausprägung besitzt, sondern muss gefördert werden, um sich weiterzuentwickeln.

Ask a Scientist 

Einen Einblick in die Arbeit der wissenschaftlichen Begleitung geben die Videoclips der Reihe „Ask a Scientist“.

Wie entstehen Talent und Hochbegabung?

Talente und Hochbegabung entwickeln sich aus einem engen Zusammenspiel aus Anlagen und Umwelt. Ein Großteil (50-70 Prozent) der Varianz von Intelligenz in der Bevölkerung wird durch genetische Faktoren bedingt. Daraus ergibt sich, dass nicht angeborene Einflüsse wie beispielsweise die Förderung, ebenfalls positiv zur Entwicklung und Entstehung einer Hochbegabung beitragen können. Damit Kinder mit einem besonderen Talent und Potential auch außergewöhnliche Leistungen erbringen können, ist es – wie in der Musik oder im Sport – zudem notwendig, intellektuelle Hochbegabung mit einem entsprechenden Maß an Ausdauer und Fleiß zu trainieren. Je früher die Hochbegabung eines Kindes erkannt wird, umso früher kann somit auch das Training und die Förderung beginnen.

Wie viele Kinder sind hochbegabt?

Bezogen auf ihre hohen intellektuellen Fähigkeiten gelten Kinder und Jugendliche ab etwa einem Intelligenzquotienten (IQ) von 130 als hochbegabt. Pro Altersgruppe trifft dies auf zwei bis drei Prozent der Kinder zu. In Deutschland gelten insgesamt etwa 250.000 Schülerinnen und Schüler als hochbegabt. Anders ausgedrückt kann man davon ausgehen, dass in fast jeder Klasse ein hochbegabtes Kind sitzt. Weitet man den Bereich auf die oberen zehn Prozent der Kinder mit besonderem Förderbedarf aus, kann sogar von zwei bis drei überdurchschnittlich begabten bis hochbegabten Kindern pro Klasse ausgegangen werden.

Wie können hochbegabte Kinder gefördert werden?

Für die Entwicklung besonderer Begabungen sind frühe Lerngelegenheiten wichtig. Gerade im Grundschulalltag sind individuelle Förderbedürfnisse jedoch nicht einfach umzusetzen. Eine Erweiterung des Lernangebots im Rahmen des Enrichments ist daher ein wirksamer Förderansatz, den das Programm Hector Kinderakademien aufgreift. Enrichment bedeutet, dass besonders begabte und hochbegabte Schülerinnen und Schüler zusätzlich zum Schulunterricht weitere Lernangebote erhalten, die genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Die Entwicklung besonders hoher Begabung erfolgt jeweils bereichsspezifisch und ist abhängig von persönlichen Eigenschaften wie der Motivation und den Interessen der Kinder.

Beratungsstelle für Eltern

Beratungsstellen für Eltern und Erziehungsberechtigte

Bei Fragen rund um das Thema Hochbegabung können sich Eltern und Erziehungsberechtigte an die Hector Kinderakademie wenden, an der ihr Kind aufgenommen wurde oder diejenige Akademie kontaktieren, die sich in ihrer Nähe befindet.

Zudem gibt es in Baden-Württemberg zwei zentrale Beratungsstellen, an die Sie sich mit Fragen zum Thema Hochbegabung wenden können:

Begabtenförderung in Baden-Württemberg
Schulpsychologische Beratungsstellen in Baden-Württemberg

In Hessen gibt es ebenfalls zentrale Beratungsstellen, an die Sie sich mit Fragen zum Thema Hochbegabung wenden können:

Begabtenförderung in Hessen
Begabungsdiagnostische Beratungsstelle (BRAIN)

Weiterlesen: Literatur und Podcasts zu Hochbegabung

Wissenschaftliche Publikationen
  • Arnold, D. & Preckel, F. (2016). Hochbegabte Kinder klug begleiten: Ein Handbuch für Eltern. Weinheim: Beltz.
  • Dieglmayr et al. (2017): Begabung, Intelligenz, Talent, Wissen, Kompetenz und Expertise: eine Begriffserklärung.
  • Golle et al. (2017): Tests und Trends: Begabungs und Talentförderung in der Grundschule durch Enrichment: Das Beispiel der Hector Kinderakademien
  • Preckel et al. (2020): Talent Development in Achievement Domains: A Psychological Framework for Within- and Cross-Domain Research“
  • Preckel, F. & Vock, M. (2013). Hochbegabung: Ein Lehrbuch zu Grundlagen, Diagnostik und Fördermöglichkeiten. Göttingen: Hogrefe.
  • Rothenbusch et al. (2016): Exploring reference group effects on teachers’ nominations of gifted students.
  • Subotnik et al. (2012): A Proposed Direction Forward for Gifted Education Based on Psychological Science
  • Subotnik et al. (2011): Rethinking Giftedness and Gifted Education: A Proposed Direction Forward Based on Psychological Science
  • Trautwein, U., & Hasselhorn, M. (2017). Begabungen und Talente. Göttingen: Hogrefe.
Publikationen aus Politik & Stiftungen
Publikationen aus Politik & Stiftungen
Podcast-Empfehlungen